Therapie ist Teamwork
Du schaust in den Spiegel und denkst: „Unglaublich! Die silbrig-weißen Schuppen auf dem Kopf sind weg. Auch die Plaques hinter den Ohren: komplett verschwunden.“ Jahrelang juckten rote Flecken an den Ellenbeugen. Auch das ist endlich vorbei. Und die von quälenden Schmerzen geplagten Finger? Die lassen sich wieder bewegen, als wäre nie etwas gewesen.
Eine Therapie mit Happy End – das wünschen sich wohl alle zwei Millionen Menschen in Deutschland, die an Schuppenflechte leiden. Laut dem „Globalen Bericht zur Schuppenflechte“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist es den allermeisten Patient*innen nicht nur wichtig, eine schnelle Verbesserung des Hautbildes zu erhalten, sondern auch Vertrauen in die Therapie zu haben und die Kontrolle über ihre Erkrankung zurückzugewinnen.1

AdobeStock_44264433_Alexander Raths
Eine wichtige Frage lautet daher: Wie zufrieden bist du insgesamt mit deiner Therapie? Noch nicht so richtig? Dann solltest du mit deinem Behandlungsteam über alternative Behandlungsmöglichkeiten sprechen oder, wenn du so nicht weiterkommst, dir eine andere Praxis suchen, die die Sache mit dir zusammen durchzieht.
Klipp und klar um Hilfe bitten
Viele Psoriasis-Betroffene kennen ihn, den Frust: „Ich habe jeden Hautarzt in meiner Stadt durch. Ich bekam von JEDEM nur Cortison, sonst nix“, schreibt zum Beispiel Anna resigniert in einem Chat der HAUTWENDE-Community – und kündigt an: „Das war’s jetzt.“ Aber eine andere Betroffene macht ihr Mut: „Wechsel den Arzt und sag klipp und klar, dass du akut Hilfe brauchst.“ Dann erzählt sie von ihrem eigenen Weg zum Erfolg.
Gib also nicht auf, für die Gesundheit lohnen sich auch weite Wege. Die Zeiten sind längst vorbei, in denen Dermatolog*innen nur mal schnell auf die Haut geschaut und Patient*innen dann ein Rezept in die Hand gedrückt haben. Heute gibt es Therapien, die Entzündungen und neue Schübe eindämmen können. Das Ziel der Behandlung der Schuppenflechte ist heute: Symptomfreiheit! Das ist umso wichtiger, weil Schuppenflechte eine systemische Krankheit ist. Sie kann sich nicht nur auf deiner Haut ausbreiten, sondern auch andere Organe, Gewebe und das Skelett betreffen.
Mit einem Team die passende Strategie entwickeln
Doch wie findest du die für dich geeignete Therapie? Dafür suchst du dir am besten ein erfahrenes Partnerteam, dem du vertraust. So wie ein Boxer, der mit seinem Trainerteam eine Strategie entwickelt, um den Gegner in die Knie zu zwingen. Übertragen auf die Therapie deiner Psoriasis heißt das: Du bist Boxer*in, dein*e Ärzt*in ist der Coach. Sie oder er schlägt neue Therapien vor, stellt dich perfekt auf den Gegner Schuppenflechte ein. Und erklärt dir, wie du deinen Kontrahenten nicht unnötig stark werden lässt und wie du ihn am besten ausknocken kannst. Die Basis der Zusammenarbeit sind Vertrauen und Verständnis. Nur wenn du deinem Partnerteam alles anvertraust und verstehst, was bei der Therapie passiert, kannst du auch unerwartete Schläge der Psoriasis parieren.
Was also provoziert deine Schuppenflechte? Die Auslöser sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Einige müssen sich nur kratzen, und schon kommt ein Schub. Bei anderen führt Stress zum nächsten Push der Schuppenflechte. Wie heftig die Haut reagiert, bestimmt deine Arztpraxis mit Messverfahren wie PASI und BSA.
Damit du und dein Behandlungsteam aber herausfinden könnt, wann dein Immunsystem durchdreht, kannst du ein Tagebuch führen und darin notieren, in welchen Situationen die Beschwerden schlimmer werden. Das kann ein „altbewährtes“ Therapietagebuch sein oder du nutzt zum Beispiel eine Gesundheits-App. Digitale Assistenten bieten neben der Tagebuchfunktion auch einen digitalen Kalender, um Termine für Kontrolluntersuchungen, Blutabnahmen und Medikamenteneinnahmen zu koordinieren. So gehen keine Informationen verloren, die für dein Behandlungsteam wichtig sind. Mit all den Informationen kannst du dann gestärkt ins Arztgespräch gehen.
Den Gegner mit Regeln bezwingen
Wer Erfolg haben will, muss sich strikt an den Matchplan halten, also an die Therapievorgaben. Durchhänger verschaffen dem Gegner unnötige Vorteile. Deshalb erklärt dir dein Behandlöungsteam genau, wann und wie du die Medikamente einnimmst.
Dein Behandlungsteam ist auch dein Ansprechpartner, wenn du plötzlich ins Grübeln kommst, weil du den Beipackzettel mit den möglichen Nebenwirkungen gelesen hast. Was ist davon zu halten? Wie oft kommt das vor? Was kannst du dagegen tun? In der Regel wird dir dein Coach dazu raten, cool zu bleiben und weiterzumachen. Schließlich gewinnen auch im Ring zumeist die Boxer*innen mit den besseren Nerven.
Den inneren Schweinehund besiegen
Ein echter Tiefschlag ist es, wenn während der Therapie ein Schub einsetzt. So etwas kommt vor. Möglicherweise musst du dann mit deinem Behandlungsteam die Strategie wechseln, also die Therapie anpassen. Eines solltest du aber nie tun: auf eigene Faust die Medikamente absetzen oder die Dosierung ändern. Und schon gar nicht solltest du hinschmeißen, wie es zwei von fünf Patient*innen in den ersten zwei Jahren der Behandlung tun.
Die Gründe für den Abbruch? Da haben alle Betroffenen ihre eigenen Motive. Manche wollen eine Medikamentenpause einlegen, aus Angst vor Nebenwirkungen. Andere werden nachlässig: eine Tablette hier, eine Spritze da – warum? Die Haut ist doch in Ordnung. Der Kontrolltermin? Keine Zeit, zwei Wochen später reicht auch. Falls diese Gedanken kommen, bleib stark und trotzdem dran. Such dir Unterstützung, in der Familie, bei dem*der Partner*in, im Freundeskreis. Gehst du nicht über die volle Distanz, gibst du der Schuppenflechte die Chance auf ein Comeback.
Quelle:
World Health Organization. (2016). Global report on psoriasis. World Health Organization. https://iris.who.int/handle/10665/204417, zuletzt aufgerufen am 11.12.2024