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Abwehr in Lauerstellung

Draußen nasskaltes Wetter, drinnen trockene Heizungsluft: Eigentlich mag deine Haut den Herbst und Winter gar nicht. Du kennst das schon. Wenn die Temperaturen fallen und du besonders viel Zeit in beheizten Räumen und auf der gemütlichen Couch verbringst, kommen die Plaques besonders gern: Sie kribbeln, jucken, brennen. Grausam. Der warme Wollpullover fühlt sich wie eine Scheuerbürste an. Die Alpakadecke, in die du dich abends einkuschelst, kratzt und pikst. So war es bisher immer. 

Aber in diesem Jahr? Nichts, absolut nichts! Deine Psoriasis lässt sich nicht blicken.

Du magst es kaum glauben, willst es lieber nicht laut aussprechen. Aber könnte das vielleicht bedeuten, dass die Therapie die Schuppenflechte besiegt hat? Dass sie weg ist? Für immer? Was für eine schöne Vision.

Nahaufnahme eines Fingers mit Cremeklecks und einer geöffneten Cremetube
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Alle können dich verstehen. Aber leider kann dir niemand so viel Glück garantieren. Auch wenn du den gutgemeinten Sprüchen deiner Freund*innen gern glauben willst: „Wir haben es immer gesagt, irgendwann verschwindet das.“ Doch leider ist das ein Mythos: Eine Autoimmunkrankheit wie Psoriasis verschwindet nicht.

Falsche Codierung: Immunzellen vergessen nichts 

Eine aufgezogene Spritze und mehrere Tabletten liegen auf einem weißen Blatt mit der Aufschrift „Psoriasis“
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Die Symptome der Schuppenflechte kommen und gehen. Manchmal kannst du längere Zeit beschwerdefrei sein, aber ganz verschwinden wird die Erkrankung nicht. Das kann lediglich eine raue Stelle am Arm oder ein geröteter Bauchnabel sein; gegen solche leichten Symptome helfen meist Cremes oder Lotionen. Manchmal folgt auf die Ruhe aber ein heftiger Schub. Schuld sind falsch programmierte Zellen, die sogenannten T-Zellen, die zum körpereigenen Immunsystem gehören. 

Ähnlich wie die künstliche Intelligenz auf einem Rechner können T-Zellen aus Erfahrung lernen. Das hat seinen Sinn: Krankmachende Keime und feindliche Eindringlinge bekommen keine zweite Chance, weil die T-Zellen sich deren „Aussehen” gemerkt und sie unschädlich gemacht haben.

Das ist ein komplexer Vorgang. Problem: Manchmal läuft beim Abspeichern etwas falsch, und dann bleibt dieser Bug für immer auf der „Festplatte” der T-Zellen gespeichert. Die liefern dann ein komplett überzogenes Signal, da sie glauben, es wieder mit einem Eindringling zu tun zu haben. 

Bei der Autoimmunerkrankung Schuppenflechte passiert genau das: Die T-Zellen aktivieren Botenstoffe, die dann die B-Zellen und andere Abwehrzellen benachrichtigen. Diese eilen zu den angeblichen Entzündungsorten, um Wunden zu heilen, die es aber gar nicht gibt. In zehnfacher Geschwindigkeit werden Millionen neuer Hautzellen produziert: die Schuppen. Es kommt zu Entzündungen – oft auch an Gelenken und den Nägeln.

Meist merkst du erst etwas von diesen Reaktionen, wenn deine Haut plötzlich wieder voll von geröteten Stellen ist. Dass es dazu überhaupt wieder kommt, kann heute in vielen Fällen verhindert werden. Wissenschaftler:innen haben in den vergangenen Jahren die T- und B-Zellen gründlich erforscht und moderne Medikamente entwickelt. Diese Biologika sind so konstruiert, dass sie die Botenstoffe abfangen und so in vielen Fällen verhindern, dass die falsche Nachricht ans Ziel gelangt.

Dranbleiben lohnt sich

Klingt nach einer Option? Dann sprich die modernen Therapiemöglichkeiten doch bei deinem nächsten Arztgespräch an. Doch auch die besten Medikamente können nur helfen, wenn sie verlässlich angewendet werden. Für eine erfolgreiche Behandlung der Schuppenflechte ist daher die Therapietreue entscheidend. Nur wenn du deine Medikamente regelmäßig und pünktlich nimmst, kannst du den Entzündungsprozess hemmen.

Vor der eigentlichen Behandlung sind viele Fragen zu klären, auch Gesundheitschecks sind wichtig. Wie bereitest du dich am besten vor?

  • Hefte deine medizinischen Befunde chronologisch ab, auch Laborberichte, Röntgen-, Ultraschall- und MRT-Aufnahmen. Für den schnellen Überblick hilft ein Inhaltsverzeichnis. Bringe die Unterlagen zu den Arztgesprächen mit.
  • Halte fest, wann du Schübe hast: Wie oft und lange hat deine Haut geblüht? Was könnten Auslöser gewesen sein vielleicht Ernährung, Stress, eine Infektion?
  • Gesundheits-Apps wie MyTherapy ermöglichen es dir, ein digitales Tagebuch zu führen. Du kannst Fotos und Krankenakten in ihnen speichern. Die Apps erinnern dich zudem an die Einnahme deiner Medikamente und an Termine. Installiere eine solche App auf deinem Smartphone.
  • Teste selbst, wie sehr du unter der Schuppenflechte leidest. Der Dermatologische Lebensqualitäts-Index (DLQI) hilft dir dabei. Die Ergebnisse solltest du deinem Behandlungsteam zeigen.
  • Liste alle Therapien auf, die du schon ausprobiert hast. Welche haben geholfen, welche hast du wieder abgesetzt – und warum?

„Sie sind austherapiert“: Warum Ines Maria Baeblich, Medizinische Fachangestellte in einer dermatologischen Praxis in Berlin, fuchsteufelswild wird, wenn sie das hört, erfährst du im „Hautwende“-Podcast mit Beachvolleyball-Olympiasieger Julius Brink. Mehr hier.