Ist Psoriasis nur eine Hauterkrankung?
Fakt oder Fake? Oft werden im Internet falsche Berichte gehyped und geliked. Und es halten sich hartnäckig Mythen, die längst von der Wissenschaft überholt sind. Eine dieser Legenden besagt, dass die Schuppenflechte nur eine Hautkrankheit sei. Falsch!
Immunsystem fällt auf Fake News rein
Höchste Zeit für Aufklärung. Tatsächlich glaubten viele Menschen im 18. und 19. Jahrhundert, dass ein Ausschlag auf der Haut eine Geißel Gottes sei. Ein Irrglaube, genauso wie, dass Schuppenflechte ansteckend sei. Richtig ist, dass die Psoriasis chronisch verläuft und viel Leid mit sich bringt.
Deine Plaques, Schuppen und Wunden entstehen, weil dein Immunsystem überreagiert und immer wieder auf Fake-Nachrichten deines Körpers hereinfällt. Eine Fehlinformation lautet: Hilfe, die Haut ist verletzt und muss repariert werden. Um sie zu schützen, produziert dein Körper tausende neue Zellen und schickt diese in die obere Hautschicht (Epidermis). Problem: Dort gibt es gar keine Wunden. Also bilden sich Schuppen, es kommt zu Entzündungen.

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Eine weitere Fehlinformation ist: Achtung, ein Krankheitserreger ist eingedrungen und greift an. Daraufhin setzen sich deine körpereigene Abwehrzellen in Bewegung, um den vermeintlichen Eindringling zu bekämpfen und ihn wieder loszuwerden. Dies führt wiederum zu einer Entzündungsreaktion des Körpers.
Auslöser eines Schubs können Stress, Infekte, Medikamente und Verletzungen in Verbindung mit einer genetischen Veranlagung sein. Warum es eigentlich dazu kommt, dass sich eine Fehlinformation wie „Die Haut ist verletzt und muss repariert werden“ überhaupt verbreitet, ist noch in der Erforschung. Fest steht: Die Haut ist nur einer von vielen Schauplätzen der Psoriasis. Sie kann auch deine Organe, Gelenke und Nägel angreifen. Bei 70 Prozent der Betroffenen hat die Schuppenflechte weitere Erkrankungen im Schlepptau. Dazu gehören:
- Stoffwechselstörungen
- Erhöhter Blutdruck
- Diabetes Typ 2
- Übergewicht
- Gelenkentzündungen (Psoriasis-Arthritis)
Therapien unterbrechen Nachrichtenfluss
Erste Entzündungen in den Gelenken tauchen bei einer Psoriasis-Arthritis meist auf, wenn deine Haut schon seit Jahren juckt und brennt. Trost: Immerhin bleiben zwei Drittel der Schuppenflechte-Patient*innen von Gelenkschmerzen verschont. Dennoch trifft die Psoriasis-Arthritis mehr als 600.000 Menschen in Deutschland.
Auch wenn sie meist harmlos beginnt, in Fingern und Zehen auftaucht und – zeitweilig – wieder verschwindet, darfst du sie nicht ignorieren. Vereinbare möglichst bald einen Termin in deiner Hautarztpraxis. Sonst kann die Schuppenflechte-Arthritis Gelenkspalten und -kapseln zerstören.
Zum Glück gibt es moderne Therapien, die falsche Nachrichten des Immunsystems abfangen und die Turbo-Zellproduktion verhindern sollen. Doch in deinem Körper ist es wie im World Wide Web: Keine Information kann endgültig entfernt werden, wenn sie erst einmal in der Welt ist. Das heißt für dich, dass die Schuppenflechte dich dein ganzes Leben lang begleiten wird.

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Schnelle Diagnose für ein besseres Leben
Es gilt der Grundsatz: früh erkannt, weniger Schmerzen. Leider versteckt sich die Psoriasis-Arthritis mitunter gut, daher beobachte deinen Körper. Acht Punkte, die dich stutzig machen sollten:
- Du kommst morgens schwer in Gang, weil deine Gelenke steif sind.
- Über mehrere Wochen sind immer wieder kleine Gelenke geschwollen und tun weh. Meist ist nur eine Körperseite betroffen.
- Deine Finger und Zehen werden wurstdick und warm.
- Manchmal melden sich große Gelenke in den Knien oder in der Wirbelsäule mit Schmerzen.
- Du bemerkst Dellen, Verfärbungen und/oder seitliche Schwellungen in deinen Finger- und Fußnägeln.
- Andere Familienmitglieder haben Psoriasis.
- Auf MRT-Aufnahmen, Ultraschall- oder CT-Bildern ist eine Fehlstellung der Gelenke zu sehen.
- Beim GEPARD-Selbsttest setzt du bei vier von zehn Fragen das Kreuz bei Ja.

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„Psoriasis kommt selten allein“: Im HAUTWENDE-Podcast erfährst du mehr darüber, wie Schuppenflechte-Patient*innen Begleiterkrankungen vorbeugen können. Mehr hier