Legende und Wahrheit: Was du über Psoriasis wissen musst – und was du nicht glauben solltest
Stress in der Schule oder im Beruf. Die Haut reagiert prompt. Überall am Oberkörper und auf dem Rücken erscheinen rote Plaques. Sie jucken. Sie brennen. Was ist los? Bevor du in die Hautarztpraxis gehst, fragst du Dr. Google.
„Psoriasis“. Volltreffer. In 0,76 Sekunden erscheinen über zwei Milliarden Einträge. Du surfst über die Seiten, landest irgendwann in einem Chat. Ein anonymer Teilnehmer erklärt dir, dass Psoriasis nicht heilbar ist. Und dann erzählen noch mehr Unbekannte Gruselgeschichten aus ihrem Leben. Klar weißt du, dass längst nicht alles stimmt, was im Netz steht. Dennoch bleibt etwas hängen: Psoriasis ist Schicksal und nicht zu ändern. So wie das Wetter.

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Tratsch sticht Wissenschaft
Lass dich nicht fertigmachen, Schuppenflechte ist heute eine gut erforschte Krankheit, die sich gut behandeln lässt. Moderne Medizin lässt die Plaques oft komplett verschwinden. Sie kann in vielen Fällen auch verhindern, dass sich Psoriasis auf deine Organe, Gelenke, die Finger- und Zehennägel ausbreitet.
Die Symptome der Schuppenflechte entstehen durch ein fehlgeleitetes Immunsystem. Wie das funktioniert, ist kompliziert. Deshalb bleiben wissenschaftliche Fakten meist auf der Strecke, wenn in der Nachbarschaft oder im Freundeskreis getratscht wird: „Hast du schon gesehen, der hat überall Ausschlag?“ „Ja, ekelig, alles voller roter Flecken.“ „Der Vater hatte es auch.“ „Ob die sich wohl richtig waschen?“ „Hab ich mich auch schon gefragt.“
Ständiges Waschen hilft nicht
Eine Person sieht etwas und erzählt es der anderen. Die fügt ein bisschen hinzu und gibt es weiter. So entstehen solche Vorurteile. Tatsächlich hat Psoriasis nichts mit mangelnder Hygiene zu tun, sondern hat oft genetische Ursachen. Aber auch simple Hautreizungen, Umwelteinflüsse oder etwa zu viel Stress können Auslöser für ein fehlgesteuertes Immunsystem sein. Weil Außenstehende dies oft nicht wissen, bleibt etwas Falsches hängen.
So ist wahrscheinlich auch der Mythos von den Cremes entstanden, mit dem die Medizinische Fachangestellte Ines Maria Baeblich immer wieder konfrontiert wird. Sie arbeitet in einer Berliner Hautarztpraxis und spricht im HAUTWENDE-Podcast „Unter die Haut“ über Psoriasis und das Leben mit Schuppenflechte.
„Viele Patient*innen kommen und glauben, dass Salben stinken und alles nur schlimmer machen. Und dass Einsalben das Einzige ist, das man machen kann“, berichtet Ines. Was stimmt: Cremes und Lotionen beruhigen die Haut. Sie sind aber nur äußere Waffen gegen die Psoriasis. Deshalb werden sie häufig mit Systemtherapien kombiniert – Tabletten oder Spritzen, die fehlgesteuerte Botenstoffe hemmen. Leider haben viele Psoriasis-Patient*innen in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Ärzt*innen gemacht, die nur die äußeren Symptome behandelt haben, nicht aber die inneren Ursachen. Das Alte ist im Kopf geblieben, das Neue kommt nicht an: die gewaltigen Fortschritte der Wissenschaft, von denen du jetzt zum Glück profitieren kannst.
Diese vier Tipps helfen dir, besser mit der Schuppenflechte klarzukommen
- Schuppenflechte belastet die Psyche stark. Deshalb ist es wichtig, dass du dir eine*n Dermatolog*in suchst, der oder dem du vertrauen und alles erzählen kannst. Hier geht es zur Arztsuche.
- Teste selbst, wie sehr du unter der Psoriasis leidest. Der Dermatologische Lebensqualitäts-Index (DLQI) hilft dir dabei. Die Ergebnisse des Selbsttests kannst du beim nächsten Arzttermin zeigen.
- Sport und Entspannungsübungen tun deiner Schuppenflechte gut. Sie fahren den Stresslevel herunter, Stress ist häufig ein Auslöser für die Psoriasis. Auch eine gesunde Ernährung kann die Symptome positiv beeinflussen.
- Gleichgesinnte verstehen, wie du dich fühlst. Der Austausch in Selbsthilfegruppen gibt dir das Gefühl: Ich bin nicht allein.