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1. Was sind Ihrer Meinung nach die größten Probleme in der Behandlung von Psoriasispatienten?

Ein wesentliches Problem bei der Behandlung von Patienten mit Psoriasis sind die großen regionalen Unterschiede in der Versorgung. Auch wird ein Teil der Patienten noch immer unzureichend, entgegen der aktuellen Empfehlungen behandelt. Wie Menschen mit Schuppenflechte behandelt werden sollten, steht zusammengefasst in einer Leitlinie, die im Februar 2021 von deutschen Fachgesellschaften veröffentlicht wurde. Sie fasst das aktuelle medizinische Wissen rund um Psoriasis zusammen. Nur etwa die Hälfte der Betroffenen wird aber derzeit leitliniengerecht versorgt. Dies hängt auch davon ab, welcher Arzt Patienten behandelt. Die Wahrscheinlichkeit, gut und richtig behandelt zu werden, ist viel größer, wenn die Betroffenen von einem Hautarzt (Dermatologen) und nicht von dem Hausarzt behandelt werden. Aber selbst bei den Fachärzten für Dermatologie besteht noch Nachholbedarf, was die patientenorientierte Versorgung angeht. Viele Dermatologen haben noch nicht verinnerlicht, dass die Behandlung erfolgversprechender ist, wenn das Arzt-Patienten-Verhältnis von einem gemeinsamen Handeln geprägt ist.

Ein Portrait von Frau Dr. Sommer
Novartis

2. Mit welchen Problemen werden Menschen mit Psoriasis am häufigsten konfrontiert, und was bedeutet das für die Betroffenen?

Ein großes Problem ist die häufig sehr lange Wartezeit, bis die Patienten einen Termin bei einem Facharzt erhalten. Außerdem stoßen viele Betroffene nicht nur im Alltag, sondern auch in der Arztpraxis auf Unverständnis für ihre Anliegen. Patienten fühlen sich nicht ernst genommen und bloßgestellt, was bei ihnen häufig starke Schamgefühle auslöst.

3. Ist Bloßstellung wirklich so ein großes Problem, und was kann dagegen unternommen werden?

Kaum zu glauben, aber wahr: Scham und Bloßstellung spielen für Menschen mit Psoriasis wie auch für Patienten mit anderen sichtbaren chronischen Hauterkrankungen in Deutschland aktuell eine große Rolle. Die meisten Patienten berichten über zahlreiche Vorkommnisse im Alltag, bei denen sie sich durch das Verhalten und das Auftreten von Menschen in der Öffentlichkeit, im privaten Bereich, aber auch in Arztpraxen beschämt und bloßgestellt fühlen. Rund 40 Prozent der Deutschen haben schon erlebt, dass Menschen mit sichtbaren Hauterkrankungen benachteiligt wurden.

4. Bei der Psoriasis ist es sehr wichtig, die verordnete Behandlung kontinuierlich fortzuführen. Welche Faktoren beeinflussen die Therapietreue am stärksten?

Zu den Faktoren, die die Therapietreue beeinflussen, gibt es inzwischen sehr gute wissenschaftliche Erkenntnisse. Grundsätzlich gilt: Wenn Patienten die Therapie als erfolgreich erleben und ein hohes Maß an Vertrauen in die Behandlung und den behandelnden Arzt haben, ist auch die Therapietreue höher. Auch hilft die Unterstützung durch Angehörige und Freunde sowie die Einsicht, dass die Behandlung notwendig ist. Diese Einsicht kann auch ein hoher Leidensdruck bestärken. Dazu ist es natürlich erforderlich, dass Ärzte die Therapie gut, mitfühlend und verständlich erklären.

5. Wie wichtig ist die geeignete und wirksame Behandlung, besonders im Hinblick auf die Therapietreue der Patienten?

Die Wahl einer geeigneten Therapie spielt für die Therapietreue eine große Rolle. Denn eine schnelle und wirksame Therapie schafft auch das notwendige Vertrauen in die Behandlung, was für die Therapietreue der Betroffenen äußerst wichtig ist. Eine gut gewählte, wirksame und verträgliche Behandlung führt darüber hinaus zu einer verbesserten Lebensqualität und einem insgesamt deutlich gesteigerten Wohlbefinden. Auch das ist wissenschaftlich belegt: Verbessertes Wohlbefinden der Patienten steigert die Bereitschaft zu therapeutischen Maßnahmen.

6. Wie können Betroffene selbst zum Behandlungserfolg beitragen?

Patienten können maßgeblich zum Behandlungserfolg beitragen, indem sie ihre Erwartungen und Wünsche hinsichtlich möglicher Therapieoptionen und Therapieziele offen mit dem behandelnden Arzt besprechen. Je nach Lebenssituation eines Patienten können diese nämlich sehr unterschiedlich ausfallen. Diese Informationen aus Patientensicht sind für die gemeinsame Entscheidungsfindung genauso wichtig wie medizinische Aspekte aus ärztlicher Sicht. Studien zeigen, dass Patienten, die auf diese Weise einbezogen werden, nicht nur zufriedener sind, sondern sich auch das Verhältnis zu ihrem Arzt verbessert.

7. Wie können Menschen mit Psoriasis proaktiv das Arzt-Patienten-Verhältnis und damit auch die Therapietreue fördern?

Betroffene sollten eine patientenorientierte Kommunikation mit ihrem behandelnden Arzt einfordern. Dies bedeutet, dass die eigenen Vorstellungen und Ansprüche an eine Behandlung berücksichtigt werden. Dies wirkt sich positiv auf die Patientenzufriedenheit aus und trägt dazu bei, dass der Arztbesuch effektiver wird. Denn je mehr Informationen der Arzt über die Lebensumstände des Patienten hat, desto besser und individueller kann er die Therapie planen. Ein wesentlicher Aspekt einer patientenorientierten Gesprächsführung ist das sogenannte Konzept der partizipativen Entscheidungsfindung. Heißt: Betroffene sollten sich grundsätzlich ermutigt fühlen, umfassende Informationen zu möglichen Therapieoptionen mit allen potenziellen Vor- und Nachteilen proaktiv von ihrem Arzt einzufordern. Ebenso ist es wichtig, dass Patienten ihre Wünsche und Therapieziele deutlich kommunizieren, um so zu einer gemeinsamen Abwägung der besten Behandlungsoption zu kommen. Dies verbessert nicht nur das Arzt-Patienten-Verhältnis, sondern hat auch positive Effekte auf die Therapietreue.